Kann es sein, dass sich eine Alzheimer-Erkrankung bei manchen Betroffenen schon lange Zeit vorher durch langsam eintretende Gedächtnisstörungen ankündigt und sie eine mögliche Erkrankung bereits früh „fühlen“ können?
Schon lange suchen Wissenschaftler nach möglichen Vorboten einer Alzheimer-Erkrankung. Aktuell wurde dazu eine Studie bei 449 Erwachsenen im durchschnittlichen Alter von 70 Jahren durchgeführt. Die Hälfte von ihnen hatte darüber berichtet, dass ihr Gedächtnis nach eigenem Empfinden nachlasse. Bei der anderen Hälfte der Teilnehmer handelte es sich um eine Vergleichsgruppe, die als kognitiv gesund eingestuft wurde. Beide Gruppen nahmen an umfangreichen Tests teil, um nachweisbare Indizien und Erkenntnisse zur geistigen Leistungsfähigkeit zu ermitteln.
Im Ergebnis zeigte sich, dass bei denjenigen Studienteilnehmern, die ihren Arzt aufgesucht hatten, weil sie ein Nachlassen ihrer geistigen Fähigkeiten gespürt hatten, auch tatsächlich entsprechende kognitive Defizite zu messen waren. Bei den Teilnehmern der zweiten „unvorbelasteten“ Gruppe hingegen fielen die Messungen bezüglich ihrer Gedächtnisleistung besser aus.
Zusätzlich zu diesen Tests wurden von einzelnen Personen beider Teilnehmergruppen Proben des Nervenwassers aus Gehirn und Rückenmark entnommen, um das Vorhandensein spezieller Eiweißverbindungen zu analysieren. Dabei handelt es sich um Biomarker, die auf mögliche Nervenschädigungen und Reaktionseinbußen und somit auf Alzheimer-Prozesse hindeuten.
Hierbei fanden die Forscher heraus, dass bei den Teilnehmern, die über das subjektiv empfundene Nachlassen ihrer Gedächtnisleistung berichteten, auch tatsächlich entsprechende Biomarker im Nervenwasser vorzufinden waren. Die Studienverantwortlichen weisen darauf hin, dass aus diesem Studienergebnis keinesfalls der Schluss gezogen werden darf, dass empfundene kognitive Einschränkungen grundsätzlich auf eine sich ankündigende Alzheimer-Erkrankung hindeuten.
Gedächtnisstörungen könnten neben einer Alzheimer-Erkrankung viele Ursachen haben. Dennoch kann das eigene Empfinden diesbezüglich sehr hilfreich sein, um mit anschließenden Tests ein mögliches Alzheimer-Risiko zu ermitteln und frühzeitig mit passenden Behandlungsmethoden reagieren zu können.
Wolfsgruber, S. et al.
Minor neuropsychological deficits in patients with subjective cognitive decline
Neurology
7/2020